Midlife-Crisis - Der kleine Unterschied
Die Krise in der Mitte des Lebens ist bei Männern nicht so stark hormongesteuert wie beim weiblichen Geschlecht. Sie wirbelt ihr Leben aber trotzdem gehörig durcheinander.
Neuer Job, neuer Partner, gedrückte Stimmung oder ein ungewohnt exaltiertes Auftreten – wer um die 40 oder 50 ist, erhält von seiner Umwelt schnell die Diagnose: Typisch Midlife-Crisis! Vor allem Männer stehen im Ruf, sich mit jüngeren Partnerinnen und schnellen Motorrädern Selbstbestätigung zu verschaffen – Frauen dagegen, ihre kompromisslose Seite zu entdecken und langjährige Beziehungen zu beenden.
Die Krise scheint so unausweichlich wie die Pubertät in der Jugend. Mann wie Frau fühlt sich unsicher, hinterfragt sein bisheriges Leben, fragt sich voller Zweifel, was es wohl noch bringen und was überhaupt möglich sein wird: Die Kinder sind aus dem Haus, das Alter scheint nahe, die Eltern werden krank oder sterben, und zunehmend kämpfen die Betreffenden selbst mit Erkrankungen. Im Beruf und Sport rückt die jüngere Konkurrenz nach; sich zu behaupten, kostet immer mehr Kraft. Im Beruf sitzt man zwar im Sattel, verspürt nach vielen Jahren aber Langeweile oder mehr Stress. Viele Lebenswünsche haben sich nicht erfüllt. So steht plötzlich die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens auf dem Prüfstand. Nicht gerade stimmungsaufhellend.
Die Rolle der Hormone
Bei Frauen ist die Midlife-Crisis stärker als bei Männern hormonell beeinflusst – fällt sie doch oft mit den Wechseljahren zusammen: Die Abnahme der weiblichen Hormone und körperliche Veränderungen machen ihnen stark zu schaffen und können zu enormen Stimmungsschwankungen, vermehrten Fettpölsterchen oder schweißtreibenden Hitzeattacken führen. Männer nehmen die Krise zwar körperlich weniger stark wahr, doch auch ihr Hormonhaushalt verändert sich. Der Begriff Klimakterium virile bezeichnet den Lebensabschnitt, in dem der Testosteronspiegel sinkt, sexuelle Aktivität und Potenz, psychische und körperliche Leistungsfähigkeit nachlassen.
Frauen besser kommunikativ eingebunden
Vorteil der Frauen: Sie sind meist kommunikativ besser eingebunden, reden mit Freundinnen offener über Probleme und Veränderungen und haben bessere soziale Netze. Daher der Tipp für Männer: Sprechen Sie mit anderen über Probleme – alte Freunde treffen, Neue finden und offen reden, nicht nur über Politik und Fußball.
Die gute Nachricht an beide Geschlechter lautet: Wer heute um die 50 ist, hat viele Möglichkeiten, noch einmal durchzustarten. Die Lebensmitte verschiebt sich immer weiter nach hinten und kann zunehmend individuell gestaltet werden. Ob Krise oder nur Knick im Wohlbefinden – letztlich zählt, was man aus dieser Lebensphase macht: Die im Lebensverlauf aufgebauten Ressourcen neu nutzen, Dinge in Frage stellen und ändern, was stört. Das bedeutet auch Neues ausprobieren und den Mut haben, ungewöhnliche Wege zu gehen. Auch das kann typisch Midlife-Crisis sein!
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